Sonntag, 16. November 2008

Schubidu

Man muss nicht unbedingt ein sonderlich intoleranter Geist sein, um an allem herummäkeln zu können - aber es hilft beträchtlich. Dennoch gibts Bereiche im Leben, da hat so ziemlich jeder seine Probleme mit gewissen Teilgebieten. Musik zB. Ich kenn durchaus Leute, die behaupten, sie hören "eigentlich eh alles". Wirkungsvoll kann man dies überprüfen, indem man in deren Anwesenheit alle fünf Minuten den Radiosender wechselt - bewährt hat sich: von Ö1 zu Radio Burgenland zu Krone Hit und wieder zurück. Wer da nicht irgendwann schreit, ist wirklich beschallungsimmun.

Ich hab jedenfalls so meine "Lieblingssparten", die ich ohne vorheriger Konsumation bewusstseinsverändernder Substanzen schwer bis kaum ertragen kann. Dazu gehört beispielsweise Rap. Und da bin ich noch sehr großzügig, das als "Musik" zu bezeichnen. Wenn einer an rhythmischer Verbaldiarrhoe leidet, ist das für mich noch lang kein Anlass, sowas auf Tonträger zu pressen oder gar zu kaufen. Sagen wir mal, die Stimme ist das natürliche Instrument des Menschen: Ist schon jemand irgendwann auf die Idee gekommen, eine Geige nicht zu spielen, sondern im Takt zu verprügeln? Aber trotzdem find ichs fast faszinierend, wie sich schnelles Reden vermarkten lässt. Wahrscheinlich haben wir in zehn, zwanzig Jahren nachgespielte Handytelefonate oder Unterhaltungen aus der U-Bahn in den Charts - dort verhält sich ja passenderweise auch der Sinngehalt des gesprochenen Wortes genau umgekehrt proportional zu dessen Lautstärke.

Meine derzeitige Wohnsituation dürfte ja annähernd bekannt sein: Getrampel von früh bis spät, das Radio als akustisches Gegengift Tag und Nacht eingeschalten. Und - obige Passage lässt es vermuten - immer wieder zwischen den Sendern wechselnd, weil die ja partout nicht durchgehend für mich Erträgliches spielen wollen. - Heute gabs Drum'n'Bass auf FM4; auch etwas, das ich jetzt nicht unbedingt als edelste aller Musikformen beschreiben würde. Endlose Loops, gehämmerte Beats (igitt, Jugendslang!) und ab und zu mal ein paar gesprochene Textpassagen. Und plötzlich schoss es mir ins Hirn: Im Prinzip isses nix anderes als das, was ich eigentlich damit zu übertonen versuche?! Und so ist D'n'B vermutlich auch entstanden: Ein gepeinigter Mensch in einem Haus mit Papierwänden - er hört jeden Schritt aus den Wohnungen über ihm und jedes Wort aus den Wohnungen neben ihm. Bissl Bass dazu und geht schon! - Ich hab dann doch wieder auf "richtige" Musik umgeschaltet.

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