Sonntag, 24. Juni 2007

Filz im Strudel

In der Tat, die meisten meiner Postings drehten sich bislang ums Essen. Wir wollen also nicht mit bewährten Traditionen brechen:

Nach erfolgter Übernachtung bei meiner Freundin sitze ich mit ihr am Frühstückstisch. Netterweise hat sie noch einen Sprung zum türkischen Greißler unten gemacht und 5 Baklavas mitgenommen. Wir vertilgen also das süße Zeug, und ich beginne, vom köstlichen Schmerstrudel zu erzählen, an den ich mich durch die Baklavas soeben erinnert habe, und den man heutzutage leider nur noch sehr selten zum Kaufen findet - das letzte Mal vor Jahren in einem Bioladen in Orth an der Donau. "Aha - und woraus besteht so ein Schmerstrudel?" Ähm... naja... es ist ein mit Marmelade gefüllter Strudel... aus... Schmerteig halt. Na gut, ich google mal.

In einem Forum findet sich die Zutatenliste: 1/2 kg Mehl, Salz, 1-2 Dotter, 1 dag Germ, Milch nach Bedarf, 30 dag Filz (enthäutet) ...

Bitte was? Die werden doch nicht jenes Zeug in eine Mehlspeise haun, mit dem man auch Billardtische tapeziert? Wikipedia kannte es (bis dato) auch nicht, bzw höchstens noch als Synonym für Korruption oder als Bezeichnung für diverse Pflanzen.

Aber besagtes Forum klärt auf: "Bitte was ist Filz?" - Antwort: "Das beim Schwein zwischen Bauchfell und innerer Bauchmuskulatur liegende Fettgewebe".

Dani verging nach meiner Schilderung für fünf Minuten die Lust auf Fortsetzung des Frühstücks, ich konnte mich aber nicht mehr einkriegen. Folgende Szene schwirrte mir im Kopf herum:

"Frisch gekocht ist halb gewonnen". Der perfekt adjustierte Koch (weißer Kittel, klassische weiße Kochhaube) verkündet: "Heute machen wir mal zur Abwechslung was Süßes - einen Schmerstrudel! Dazu benötigen wir Mehl *schütt*, eine Prise Salz *streu*, Dotter *schlag* *trenn* *schütt*, Germ *knet*, ein bisschen Milch *schütt*, Filz ..." - Schwenk mit der Kamera; neben dem Küchentisch am Boden liegt ein ganzes Schwein am Rücken, die Bauchdecke aufgeschlitzt. Der Koch versinkt bis zum Ellbogen im Schwein, um den Filz zu ernten...

Mittwoch, 20. Juni 2007

Mahlzeit!

Rohkost. Rohkost! Ein Bekannter von mir hat sein ganzes Leben nur rohes Obst und Gemüse gegessen, hat in einer Chemiefabrik gearbeitet. Der ist jetzt 60 und pumperlgsund, alle seine Arbeitskollegen sind schon tot! Der Mensch ist garnicht dafür geschaffen, etwas anderes zu verdauen. Kein Fleisch, kein Fisch, nichteinmal gekochtes Gemüse! Schimpansen hat man gekochtes Gemüse verfüttert - sie haben die selben Zivilisationskrankheiten wie die Menschen heuzutage bekommen. Die Urmenschen haben sich von garnichts anderem ernährt als Beeren, bevor sie das böse Feuer kennengelernt haben! Ich weiß das, ich hab tausende Bücher über Rohkost daheim. Rohkost! Ich kenn mich aus. Was, rohen Fisch? Wer isst bitte rohen Fisch? Den essen höchstens die Eskimos, und die leben ja auch nicht gesund. Der Schweizer Arzt Bircher-Benner... Sie wissen eh, der mit dem Müsli. Der hat Kinder geheilt, die schon aufgegeben waren! Was essen Sie da? Das ist doch nur Pulver, völlig wertlos!

Und so weiter, und so fort. Nicht nur, dass ich diesen Schwachsinn im Stakkato ertragen musste, als ich vorgestern zur Erholung (naja, war mehr Anstrengung als Erholung) mitm Radl auf den Kahlenberg gekeucht bin und mich dort oben an einem Buffetstandl mit einem gepflegten Papperl belohnen wollte - der Typ an meinem Tisch, der sein bemitleidenswertes, ebenfalls an meinem Tisch (obwohl von fünf Tischen gerade meiner durch mich besetzt gewesen war) sitzendes Gegenüber unbarmherzig zuschwafeln musste, konnte seine verbale Diarrhoe nichteinmal unterbrechen, als schon längst das Essen (Gemüselaibchen für sein armes Gegenüber, Gulaschsuppe und Pommes für mich) serviert worden war. Ich hätt ihm wohl die Frage stellen sollen, wieso die Urmenschen dann keine 80 Jahre alt und 2 Meter hoch geworden sind, ob man mit dem hochgepriesenen Bircher-Müsli etwa auch Krebs heilen kann (wie anno dazumal Dr. Hamer die Olivia), oder wieso die Japaner im Schnitt die höchste Lebenserwartung haben, wo sie sich doch Unmengen Sushi einwerfen. Aber wie will man wohl jemandem argumentativ beikommen, dessen Himmel auf Erden zu sein scheint, 60 Jahre lang tagtäglich an rohen Karotten herumzuknabbern...

Montag, 18. Juni 2007

Alltag

Es sind so diese Tage. Man steht auf, duscht sich, schlägt sein Kind, verabschiedet seine Frau. Verbringt den halben Tag in der Arbeit, zwischen Missachtung und Rausschmiss pendelnd. Kommt heim, begrüßt seine Frau, schlägt sein Kind, isst Abend und legt sich ins Bett. Gewiss, es würden sich auch noch andere freudige Momente im Tagesablauf finden, aber so ist es nun mal im Großen und Ganzen. Man freut sich mit jedem Arbeitstag mehr aufs Wochenende, wo man endlich wieder mehr Zeit haben wird, sein Kind zu schlagen.

Man fährt ja bewusst nicht mehr mit dem eigenen Auto. Nicht wegen des Klimaschutzes, sondern weil man sich in der U-Bahn seinen eigenen Gedanken entspannter widmen kann. Und weil man im Waggon so viele Kinder sieht, die man gern schlagen würde. Aber man kann nicht, ohne im Lokalteil der ortsüblichen Tageszeitung der Nachwelt erhalten zu bleiben. Diskriminierend heutzutage, denkt man sich. Dabei ist es gar nicht so schwer, wie man glauben möge. Wie oft hat man versucht, sich der Volkshochschule als Seminarleiter anzubieten? Sie wollten nicht. Erst ignorierten sie, dann kamen beleidigende Antworten. Verbrecher heißen sie einen, drohen sogar mit Anzeige. Alles nur, weil man selbstlos sein will. Den Leuten helfen will, ihre Hemmungen fallen zu lassen. Netzwerke bilden will. Man kann doch nicht immer das eigene Kind schlagen. Die Menschen brauchen Abwechslung, die Kinder brauchen Abwechslung.

Mit dem Internet ist alles Gott sei Dank viel einfacher geworden. So hat man auch seine Frau gefunden. Sie war sofort Feuer und Flamme - endlich ein eigenes Kind! Bislang war sie ja nur Tante. Irgendwann wollte der Bruder seine Tochter ihr nicht mehr anvertrauen. Nicht nachvollziehbar, da gerade Tante Erika geübt war, Kinder besonders schonend zu schlagen. Das hat man ihr nun endlich abgewöhnen können. Einen herberen Schlagstil beigebracht. Die Traumfrau schlechthin, eine Seelenverwandte.

Nur das Kind spielt in letzter Zeit immer weniger mit. Wird aufmüpfig, spricht von Polizei, von Gefängnis, von Ausziehen in zwei Jahren, wenn es volljährig ist. Die Frau meint, vielleicht sollte man mal mit ihm reden...

Schwachsinn, bislang hats doch auch funktioniert.

Samstag, 9. Juni 2007

! (1)

Aus aktuellem Anlass ein Wochenendposting - zwar nur ein Einzeiler, aber ich denke, der spricht für sich:

Heute ham auf meiner nackten Schulter zwei Fliegen miteinander gevögelt.

Freitag, 8. Juni 2007

Kulinarrisches (1)

Was Schokolade anbelangt, bin ich sozusagen Rassist. Ich mag nämlich keine weiße. Ein Relikt aus meiner Kindheit - ja, aus meinem Jahrhundert, genau. Anno dazumal war ich mit einem Nikolaus aus weißer Schokolade konfrontiert. Wir kombinieren: Das muss wirklich lang her sein. Heutzutage kann man froh sein, wenn man in der erweiterten Weihnachtssaison (also laut Billa, Spar, Merkur etc.: ab Ende August) noch auf irgendwas Anderes als den unrasierten Typen mit Schnapsnase und Pudelhauberl stößt. Den echten Nikolaus mit Bischofsmütze und Hirtenstab entdeckt man mit a bissl Glück vielleicht noch am Adventmarkt der Erzdiözese Wien, und selbst das ist dann wohl ein umgepackter, zurückdatierter Santa Graus. Willkommen im 51ten Bundesstaat der USA, genannt Yurop.

Aber ich schweife ab. Ich entdecke also mit Kinderaugen jenen weißen Nikolaus. Wie reagieren Kinderaugen? Sie lassen Kinderhände greifen und Kindermunde geifern. Den darauffolgenden Biss in des Bischofs Haupt kann man sich geschmacklich ungefähr vorstellen wie einen selbigen in eine Muskatnuss. I glaub, der war nimmer ganz frisch. Kanns aber auch nicht belegen, da es in meiner Erinnerung nur ein halblegaler Zugriff war - sprich: Meiner Mutter wars wohl nicht ganz recht, dass ich den schön verpackten Nikolaus schon so zeitig vor Heiligabend oral skalpiere. Aber das war mir dann eh ziemlich wurscht. Seit diesem Geschmackserlebnis war für mich weiße Schokolade tabu. (Aber komischerweise keine Nikoläuse selber.)

Und ist auch seit damals so geblieben - ganz im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln, die ich als Kind freiwillig nicht angerührt hätte. Ich hatte zB Ewigkeiten eine starke Abneigung gegen Rotkraut. Das kann ich jetzt leider nicht mit einer Anekdote garnieren, aber der damalige Schweregrad ist trotzdem erwähnenswert: Nicht nur, dass mir vor dem Zeug ganz einfach gegraust hat - es durfte auch nix von dem, was ich noch zum Verzehr vorgesehen hätte, damit in Berührung kommen. Das ging dann so weit, dass ich bei simpler Witterung des Krautgeruchs akute Kopfschmerzen verspürte. - Tja... unlängst mal so ein Hauferl Rotkraut zu einer Grillplatte beigelegt bekommen. Na kostest mal das Klumpert, wennst es eh zahlen musst... He, das schmeckt ja garnet amal so schlecht...

Wahrscheinlich ändern sich die Geschmacksnerven wirklich im Lauf des Lebens. Hoffentlich mut ich dann meinen Kindern mal nicht einen ekelerregenden marinierten Zeller zu, mit den Worten: "Das! Musst! Du! Kosten! Das schmeckt so wunderbar, das geliert so schön!" Zumindest sollt mich dann ein weltrekordverdächtiger Sprint des Filius Richtung Häusl nicht sonderlich verwundern.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Von Würschtln und Würschtln

Gelegentlich kommt man auf Ideen, die allgemein verpönt sind. Also weniger die Idee, sondern die Ausführung derselben. Weiße Tennissocken zu schwarzen Hosen beispielsweise. (Ich kenn Leute, die setzen sich in dieser Adjustierung, leicht verfeinert mit einem kanarigelben Shirt, ins Fernsehen *unschuldigpfeif*) Oder auch ein Moshpit am Opernball. Nun ist es ja so, dass auf dieser Faschings-Inszenierung prinzipiell ein ordentliches Gedränge herrscht, welches jedem anständigen Metall-Konzert zur Ehre gereichen würde. Keine Ahnung, warum. Durchaus möglich, dass die dort zu generaldirektorbörslfreundlichen Preisen feilgebotenen Sacherwürschtln einen derartigen Ansturm verursachen. Apropos: Schon amal mit einem Würschtl ins Kaviardoserl gedippt?

Also: Da ist diese hohe Gesellschaft jetzt schon in voller Verkleidung auf einer ebenso vollen Tanzfläche. Stessereien sind ohnehin unvermeidlich, weil ein Gutteil der Pärchen in der Tanzschule nicht aufgepasst hat und somit beim Linkswalzer den Rechtsvorrang missachtet - ja, denen sollte wirklich der Bronzekurs-Ausweis entzogen werden! Da wäre es doch durchaus possierlich, dem Grafen Osterhasi jr. einen Rempler Richtung Baron von und zu Schaumbad zu verabreichen, worauf dieser wiederum der über dessen rot-weiß-roten Schärpe ausgerutschten Freifrau von Felberstraße aufhelfen könnte... Corvin würden den Donauwalzer intonieren, und alle hätten a batzn Hetz.

Sollt ich wirklich beizeiten dem geschätzten Herrn Elmayer unterbreiten. Schließlich brauchts ja seine Berechtigung, dass der Schmarrn jahrjährlich auf dem selbsternannten Unterhaltungssender ORF1 läuft.

Dienstag, 5. Juni 2007

Initiation

Ich hab mich oft gefragt, was einen wohl motiviert, seine geistigen Ergüsse in die Welt hinauszuschreien... ähm... naja, wohl besser: zu flüstern, da sich die Reichweite auf einen endlich abzählbaren Bekanntenkreis... - Es wird wohl die Aussicht auf Rum und Ähre sein. Vielleicht die leise Hoffnung auf den "Ottakringer Bezirksaward für halbseid(l)ene Gedankengänge und nervige Wortspiele". Besser Fußball oder Klavier spielen wird man dadurch wohl jedenfalls nicht. Obwohl, es existiert ja durchaus eine gewisse Verwandtschaft zwischen Keyboard und Keyboard. Das eine bedient man mit den Händen. Was? Ja, das andere auch - aber zusätzlich noch mit den Füßen! Eh klar, an das Gaspedal hat keiner gedacht. Wär natürlich faszinierend... internetsüchtige Zeitgenossen könnten ohne Weiteres den Browser ihrer Wahl mit den Hufen bedienen. Da böten sich zB "Eine Seite zurück"- und "...vor"-Buttons perfekt an. Eventuell ergäben sich mit der Zeit gewisse Koordinationsschwierigkeiten. Man denke an ein Fußballmatch, der Ball wird aus der eigenen Abwehr geschlagen, der Libero grölt "Viiiiiirreeeee!!!", und man kollidiert prompt mit dem Innenverteidiger, weil man - linksaußen spielend - instinktiv den (inzwischen: sogenannten) "Online-Schritt" nach rechts getätigt hat. Grauslich, wenn man dann seinem Kollegen auch noch beim Kniescheiben-Suchen helfen müsste...

Wer nun noch nicht abgeschreckt ist, dem wünsche ich hinkünftig weiteres Kurzweil.
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