Freitag, 20. März 2009

Fehlen nur noch die Sandalen...

Ich kenn Leute, die setzen sich mit weißen Tennissocken zu schwarzen Hosen... ah, ich merk grad, ich wiederhol mich. Nun gut, weiße Tennissocken also. Es begab sich vor nicht allzu langer Zeit, dass ich im Land der Franken in einem Städtchen nahe der Küste der Azoren ein Sportgeschäft betrat. Aber nicht irgendein Sportgeschäft, sondern einen Decathlon. Kenner der Gourmetnation nicken innerlich wohlwissend, allen anderen sei gesagt: Man stelle sich ein Sportgeschäft in der Größe eines Wiener IKEA vor. Großes Land, große Einzelkaufhäuser, hohe Produktion, niedrige Preise. Und wahnsinniges Angebot; mir fiele jetzt nix Sportverwandtes ein, was schon mal im Fernsehen war und die nicht gehabt hätten.

Unter anderem saubillige Tennissocken, und die in einer Qualität, dass sich heimische Produzenten ein Scheiberl abschneiden können. Man nehme nur mal einen C&A, seines Zeichens Wäschdefactodiskonter für jene, die sich unheimlich genieren, die tatsächlichen Ramschläden wie den mit dem sprechenden Einkaufssackerl zu betreten. (Oder vielleicht isses ja auch das soziale Gewissen, dass man lieber einen Konsumpalast aufsucht, dessen Mitarbeiter immerhin doch 1-2mal am Zwölfstundentag ihren Dienst für eine Pinkelpause unterbrechen dürfen. Selbstverständlich bei vollem Lohnabzug für die Rudimentärblasen.) C&A-Fußwärmer lassen sich preislich etwa mit der französischen Ware vergleichen, qualitativ allerdings kann man ihnen höchstens euphemistisch zugute halten, dass die schweißgeplagten Zehen spätestens nach den ersten gespielten Fußballminuten ihre Extraportion Belüftung bekommen. Oder anders gesagt: C&A-Socken sollten konsequenterweise besser nur in gelb verkauft werden.

Dann also wieder zu den robusten, bequemen, pflegeleichten Tennissocken. Die haben nur leider einen Haken: Sie sind in unserem Kulturkreis (zumindest in dem mir bekannten Teil davon) nicht sonderlich gesellschaftstauglich. Wenn Frauen weiße Farbe aus Schuhen blitzen sehen, fallen sie der Reihe nach ohnmächtig zu Boden, ohne dass ein Neurologe dies schlüssig nachvollziehen könnte. Vielleicht haben die Wäschefärbemittelerzeuger in vergangenen Krisenzeiten entsprechende Kampagnen lanciert, um ihre Umsätze wieder anzukurbeln? Ähnliches spielt sich ja heutzutage ab: Erfolgreich haben Gillette, Wilkinson und Co sowohl der Männer-, als auch der Damenwelt eingeredet, von Vertretern des jeweils anderen Geschlecht zu erwarten, gar zu fordern, er/sie möge bei erwünschter zu steigernder Intimität sein/ihr Körperhaar je nach aktueller Mode erforderlich zu trimmen und/oder vollständig zu entfernen, sodass dem geneigten Gegenüber bittschön net so grausen muss. Das nenn ich mal eine zivilisatorische Errungenschaft sondergleichen! Bin schon gspannt, wann die ersten Wimperndepilationsgels am Markt erscheinen.

Unweigerlich kommts in solchen Fällen zu Zwergerlaufständen jener Minderheiten, die nicht stets wie ein gehetzter Windhund den vorausgaloppierenden Modetrends hinterherhecheln. Da hört man dann von Damen, die einen Dreitagebart eh ganz nett finden, und dann gibts verschworene Grüppchen, die sich auch dem Tennisträgertum missionarisch verschrieben haben. Ganz recht, missionarisch. Nichts Böses ahnend trat ich vor ein oder zwei Jahren einer StudiVZ-Gruppe namens "Tennissockenträger... UND STOLZ DRAUF!!!" bei. (Unweigerlich kam mir ein Terry Pratchett zugeschriebenes Zitat in den Sinn, aber gut, ma wird ja nicht nur im Internet bescheiden, was Syntax anbelangt... das aber nur nebenbei.) Für StudiVZ-Nicht-Insider: Gruppen haben u.a. den Zweck, ein wenig über die Persönlichkeit ihrer Mitglieder auszusagen. Hat beispielsweise jemand eine Gruppe namens "***** sChIcHt iS pFlIcHt !!!!!!!! *****" in seiner Liste, dann kann unsereiner messerscharf kombinieren: Aha, wieder einer, mit dem ich besser nix zu tun haben will!

Lang hatte ich meine Ruhe in dieser Sockengruppe nicht. Ein weiteres Mitglied begann (per "Nachrichtendienst") anfänglich eine recht amüsante Konversation, wo und zu welchen Anlässen man nicht schon überall weiße Tennissocken getragen hätte, wie passend und unpassend das gewesen wäre, oder warum diese armen Unschuldigen so dermaßen verpönt seien. So weit, so nett. Zwei oder drei Tage später hatte ich von ebendiesem Typen eine Nachricht im Posteingang: "Na, trägst du heute eh wieder Tennissocken?" In der Tat trug ich die und antwortete entsprechend. Großer Fehler, denn das Spielchen wiederholte sich noch 3-4mal. Schön langsam ward mir ein wenig mulmig ob dieser kleinen Stalkerei; der würde doch nicht auch noch meine getragene Unterwäsche postalisch bestellen wollen!?

Mittlerweile bin ich nimmer in dieser Gruppe und hab meine Ruh. Aber die Tennissocken habens mir trotzdem nicht vergellt.

Montag, 16. März 2009

Dienstag, 10. März 2009

Pax tibi Date!

In der deutschen Sprache existieren zwei Regeln, um die sich der heutige Blogeintrag rankt:

  • Regel #1: Hauptwörter gibt es in Singular und Plural.
  • Regel #2: Keine Regel ohne Ausnahme.

Die Klassiker dürfen hier natürlich nicht fehlen: Eltern und Geschwister. Früher wars ja einfach, denn da hats das schreiende, prügelnde, saufende Familienobermonster namens Vater gegeben, die ihm treu zur Seite gekettete Untergebene namens Mutter, und dann noch circa fünf bis fünfzehn Rotzpippn. Da wars keine Frage: Mama plus Papa istgleich "Eltern", der Rest istgleich "Geschwister". Heutzutage wird patchgeworkt, und da hamma in den überwiegenden "Ausnahmefällen" die Mama, vielleicht eventuell unter Umständen (also wenns Verhüterli in die Hosn gegangen... äh...) noch Bruder oder Schwester - und sunst genau goarnix. Na bilden wir das mal in der Sprache ab! Während man sich bei familienhierarchisch annähernd Gleichgestellten noch mit "GeschwisterL" durchwurschteln kann (nein, "Geschwist" nehm ich bewusst nicht in den Mund, das ähnelt akustisch mehr einem stetig wachsenden Körperfremdkörper denn einem Verwandten), versagt man die Obrigkeit ansprechend vollkommen - außer, man stammt aus minderprivilegierten Schichten und hat nicht vor, diese auch hinter sich zu lassen, denn dann klappts mit einem gegebenfalls dialektierten "Alte(r)" erstaunlich reibungslos.

Doch, Hand aufs Herz, des vawendt jo eh kana nia nit. Vielmehr schlagen vor allem wir EDVler uns mit einer weit alltäglicheren Numeruskomplexität herum: dem Datum und den Daten.

Manchmal gehts leicht. Will man zB vermitteln, dass an diesem und diesem und diesem Datum irgendwas is, dann kamma auf "Termine" oder auch "Zeitpunkte" umsatteln. Aber manchmal braucht man halt wirklich die Mehrzahl von Datum und nix anderes, und dann kommt man mit "Datümmer" nicht sehr weit - zumindest, wenn man seine angestammten Geek-Kreise zu verlassen gedenkt. "Daten" wär zwar grammatikalisch korrekt, wird aber im EDV-Bereich anders verstanden: Daten können alles sein, also Angaben zu Datum und Uhrzeit, aber auch Name, Ort, Promillegehalt oder Personalnummer des Streifenpolizisten, dem man auf die Dienstbock gebröckelt hat. "Daten" kann also die Mehrzahl von "Datum" sein, muss aber nicht. Oder korrekter: Datumsangaben sind Teilmengen von Daten, jaja! Und zu allem Überdruss ist die Einzahl von "Daten" (erraten!) "Datum". Missverständnisse vorprogrammiert. Viel besser würde mir der analoge Schluss zu einer Kreation gefallen, die mein Lieblingsmensch bei der Kalkulation des zukünftig gemeinsamen Budgets so spontan wie espritgeladen aus dem Ärmel schüttelte:

"... und dann schreiben wir die Kosten Zeile für Zeile auf. Jede einzelne Koste!"

Freitag, 6. März 2009

! (27)

Wenn man seine eigenen Spuren, die man 7 Jahre zuvor in den Weiten des Netzes hinterlassen hat, wieder zu Augen bekommt, ist beizeiten ein Juwelchen dabei, welches einen damals zu Tränenausbrüchen belustigt hat und einem heutzutage immerhin immer noch die Mundwinkel ein wenig anhebt:

Ein Schmalzbrot rennt um sein Leben, hinter ihm drei Rumänen. Das Schmalzbrot rennt und rennt, und mit letzter Kraft wirft sich das Schmalzbrot in eine Seitengasse, die Rumänen rennen vorbei. Das Schmalzbrot schaut sich keuchend um - in der Ecke sitzt ein Schnitzel und raucht an Tschick. Fragt das Schmalzbrot: "Hearst, wie kannst da so ruhig sitzen? Mi hams grad zu dritt verfolgt!" Sagt das Schnitzel: "Ma wurscht, mi kennen's da net."

Sonntag, 1. März 2009

Leider: Ausgetreten

Als Student (bzw. allgemein als noch nicht allzu lange Erwachsener) kann es einem früher oder später passieren, dass man sich mit der Frage auseinandersetzen muss, ob einem der Erlass der Erbsünde und - je nach Herkunft - die möglicherweise vorhandenen sozialen Zwänge der näheren Umgebung auch fürderhin jenes Maß an regelmäßiger finanzieller Schröpfung wert ist, welches einem die Eltern akut-postnatal mittels Eingliederung in den römisch-katholischen Verein eingebrockt haben. Ich z.B. kam nur durch eine saftige Nachzahlung der sich bereits angehäuft habenden Kirchenbeiträge möglichen rechtlichen Konsequenzen zuvor. Aber wenn man das mal hinter sich hat, folgt Erheiterndes: Ein Brieflein von Kardinal Schönborn, natürlich originalunterschrieben. Vor allem, dass sie "Bemühungen um Kinder und Jugendliche" an erster Stelle auflisten, zaubert einem (trotz der zugegeben vorhandenen Verdienste) angesichts der jüngeren Kirchengeschichte doch ein sarkastisches Schmunzeln ins Gesicht.
Counter