Montag, 19. Oktober 2009

Land in Sicht

Bei Wagram an der Donau bin ich dann geistig abgezweigt. Viel Gemüse, viel Weizen, Roggen, Rüben, Rhabarber; also viel von jener Natur, die der Mensch essen will. Und da war dieser Maulwurf, emsig bemüht, die Katakomben für seine Nichte auszuheben. Ich wusste nicht, wie ich ihn ansprechen sollte. Aber das war auch kaum nötig, denn er bemerkte mein flüchtiges Interesse und warf sich, nachdem er mir einen unmerklichen tiefen Blick zugeworfen hatte, dermaßen in Pose, dass ich fast ein wenig erschrocken und beschämt meine Augen wieder abwenden ließ. Just in diesem Moment kam wohl seine Frau heraus, rieb sich noch etwas das Gesicht, da es ja gerade erst dämmerte, und wunderte sich, so hatte es zumindest den Anschein, da mein Verständnis des ortsansäßigen Idioms nur unzureichend entwickelt ist, lautstark gestikulierend, was zu so unchristlicher Stunde dieser subjektiv ohrenbetäubende Krawall denn soll. Er jedoch schien nur einen verächtlichen Blick auf ihre deplatziert wirkende Locke zu werfen, was sie, als sie auch meiner Neugierde gewahr wurde, wieder in ihren Hügel verschwinden ließ. Da er infolgedessen ebenso etwas verlegen in meine Richtung deutete, beschloss ich dann doch, diese Szenerie vorüberziehen zu lassen wie den Postbus, der dreimal täglich die Provinz mit der Welt verbindet.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

The Sound of Music

An einem gewissen Punkt im Leben ändert sich der Geschmack. Nein, zur Abwechslung keine Abhandlung über die gereifte Lust auf Rhabarber und Artischocken - sooo alt bin ich nun auch wieder noch nicht. Es geht heute um Musik. Klar ist mir bewusst, dass es tatsächlich ein schleichender Prozess ist, dass einem sukzessive immer weniger gefällt, was "heutzutage" so im Radio gespielt wird oder was "die Jugend von heute" als "Musik" bezeichnet. Aber ich glaube, wenn ich, wie ich es so gern tue, mein persönliches Leben Richtung Allgemeinheit extrapoliere, dass es da sehr wohl einen Knackpunkt gibt - nämlich jenen, wenn einem das alles bewusst wird.

Wie gesagt, es ist ein Prozess: Man dreht immer öfter ab oder wechselt den Sender, wenn gewisse Liederchen im Radio oder Fernsehen (vereinzelt solls ja noch sowas wie wirkliche Musiksender geben) angespielt werden. Man blickt in die Charts - ob die aktuellen oder die des vergangenen Jahres - und wird erstmals an Position 47 halbwegs fündig. Man kann den Würgereflex in der Öffentlichkeit nur unzulänglich verbergen, wenn man einen mit seinen frisch heruntergeladenen Klingeltönen herumspielenden pubertierenden Rotzlöffel passiert. Und plötzlich denkt man sich: Heutzutage spielts nur mehr Müll, früher hats noch Musik gegeben...

In meinem Fall bezieht sich das "Früher" auf die 80er. Aber das war nicht immer so. Ich stamme aus einem Elternhaus, bei dem obiger Würgereflex schon um einiges früher ansetzte. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht gar trübt, gab es bei uns folgende musikalische Auswahl: Harry Belafonte, Mario Lanza, deutsche Vulgäropernsänger a la Rudolf Schock - sowie das unvermeidliche Duo Peter, nämlich Kraus und Alexander. So viel zum postklassischen Teil unserer heimischen Musikauswahl. Ich konnte problemlos etliche Beethoven-Symphonien auswendig mitträllern - von jenen Sängern und Gruppen aber, die meine Volksschulklassenkollegen so anhimmelten, wusste ich gerade mal, wie man sie (richtig) schreibt.

Später, inmitten der 90er, hab ich das alles relativ rasch nachgeholt. Völlig richtig: Pubertät. Ich hab mit 14, 15 stundenlang MTV und VIVA geschaut und -hört, oft bis spät in die Nacht hinein, etliches auch auf Videokassetten archiviert - und wenn meine Mutter ins Zimmer kam, unmerklich den Kanal gewechselt, um mir abfällige Kommentare zu ersparen, was ich mir nicht für einen Mist anschau und -hör. Als ich endlich, in den späten 90ern und frühen Nullern, Internet und Soundkarte in einem Computer vereinigen konnte, dauerte es nicht lange, und ich lernte auch (und dann vor allem) die 80er kennen, schätzen und lieben. Und mit der vermehrten Vergleichsmöglichkeit kam dann alsbald die Erkenntnis: Heutzutage spielts nur mehr Müll, früher...

Aber das stimmt eben auch nicht so ganz, und jetzt verschwimmen die zeitlichen Trennschichten endgültig: Was ich damals in den 90ern alles gehört habe... was ich damals so manches selber als "Musik" bezeichnet habe... - Ja, es macht sich nachträglich ein bisschen Würgereflex bemerkbar.

Sonntag, 4. Oktober 2009

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Streit mit Freundin: Meerschweinchen getötet

Ein 41-jähriger Mann ist Samstagabend im Bezirk Leibnitz nach einem Streit mit seiner Lebensgefährtin ausgerastet. Der Betrunkene zerstörte die Einrichtung und tötete zwei Meerschweinchen. Er wurde festgenommen.


So stand das tatsächlich auf oesterreich.orf.at. Ob dem Ersteller die Tragikomik der Kombination von Text und Foto bewusst war?
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