Samstag, 24. November 2007

Mainvertrottelung

Liebe Gendermainverstreamten und -verstreamterinnen!

Die Evolution lehrt uns ja vieles, unter anderem: der Mensch ist sehr anpassungsfähig. Ich merk bei mir persönlich davon überhaupt nix. Vor allem kann ich mich nicht mit politisch-künstlich verordneten Seuchen abfinden. Wobei ja neben jenen, die bislang noch rechtschreiben konnten (also eigentlich vor der allerersten Rechtschreibreform - mittlerweile kanns ja überhaupt keiner mehr können können), vor allem einer zum Handkuss kommt. Nämlich ein bislang völlig unbescholtener Buchstabe namens "i". Als obs als Reminiszenz an die holde Weiblichkeit nicht eh schon reicht, dem "i" für die Terrischen ein "wie Ida" anzuhängen, erfährt dieser arme Tropf eine Aufwertung, für die er in der Sprache garnicht vorgesehen war: das "i" wird zum "I". Dokumente, Magazine, ja sogar schon die Konversation von Aug zu... ähm... Mund zu Ohr werden mit "I"s kontaminiert - und der arme Buchstabe wird ungefragt zum Sinnbild für Neologismen wie "Political Correctness" und "Gender Mainstreaming".

Geschlechtliche Hauptverstromung also. Wo sich früher ausnahmslos alle Menschen bei einem "Schüler und Studenten" angesprochen gefühlt hatten, klappten vor einiger Zeit ein paar WahnsinnigInnen Scheu vor und Ohren zu und verkündeten: Hä? Schüler? Und wo sind die Mädels? - Man könnte meinen, diese selbsternannten Sprachoptimiererinnen (Ha! Bewusst klein geschrieben! Fällt das überhaupt noch auf? Erkennt man überhaupt noch die dahinter stehende Aussage? Seufz.) wären zur vorvorigen Jahrhundertwende aufgewachsen und hätten sich zeit ihres Lebens wie bunte Hunde am Gymnasium oder vor der Wahlurne gefühlt: Schau, a Weib, die dürfen jetzt auch scho zur Schul, ts!

So gfretten sich nun all jene, in deren Verstand das Jahr 2000 schon längst Einzug gehalten hat, mit Konstrukten wie dem Folgenden ab: "Wie beantragt man/frau Familienbeihilfe? Zuständig ist das Wohnsitzfinanzamt des/der AntragstellerIn. Wenn du einen eigenen Haushalt führst, kannst du als Studierende/r die Beihilfe selbst beziehen." - Hübsch, nicht? Die ÖH-Homepage ist immer recht dankbar, wenn man schnell mal halbwegs grausliche Beispiele für derartige Sprachverstümmelungen sucht. Gleich nach jener der Grünen. Aber es geht noch schlimmer: "Damit wird der/die ‘beratende Arzt/Ärztin’ zum/zur ‘entscheidenden Arzt/Ärztin’. In bestimmten Situationen haben Patient/in und Arzt/Ärztin natürlich keine andere Wahl. Doch bereits die Entscheidung, ob ein vom Arzt/Ärztin empfohlener Wahleingriff durchgeführt werden soll, will der/die mündige Patient/in in Eigenverantwortlichkeit selbst treffen." - Texte, die früher problemlos zu lesen und ergo dessen zu verstehen waren, blähen sich nun zu Kauderwelsch-Monstren ohne jeglichen Informationsgewinn auf. (Und da sind ja weitere Auswüchse wie "Doktorin" und die Mag.a-Sucht noch garnicht dabei.)

Bewusstmachung? Interessant. Bewusst müsste man sich doch erst über jene Dinge werden, deren selbstverständliches Vorhandensein akut in seiner Existenz bedroht ist, oder? Ich kenne niemanden, der vorm Schlafengehn ein Dankgebet gen Himmel schickt, dass frühmorgens die Sonne aufgeht, und dass er sich das bitteschön fürn nächsten Tag wieder wünscht. (Zumindest nicht persönlich. Hoffentlich.) Entweder kapierens die Menschen von sich aus, oder auch nicht. "Bitte werfen Sie Ihren Müll in die dafür vorgesehenen Behälter!" - wer eine derartige Bewusstmachung benötigt, der wird auch net viel mit ihr anfangen können, weils ihm sowieso wurscht sein wird, ob sich an öffentlichen Plätzen Plastikflaschen, Dosen und Lebensmittelreste stapeln. Wem man vor Augen führen muss, dass eine Uni auch schon von Doppel-X-Chromosomaten bastonadenfrei betreten werden darf, dessen Frauenbild ist wohl ohnehin höchstens stammtischtauglich.

Kurioserweise handelt es sich ja bei der VerbInnenung um ein Merkmal der Gleichberechtigung, natürlich nicht Gleichstellung. Wie beim Häusldeckel, wo die lieben Damen den Männern lieber doppelte Arbeit aufbürden, anstatt dass die Handgriffe (art)gerecht aufgeteilt werden (er: Deckel rauf, sie: Deckel runter - wenn sie schon nicht den überfälligen, anatomisch (r)evolutionären Schritt von der Demutshocke zum Homo Erectus schaffen, ohne die zu erwartende Schweinerei mittels eines P-Mate umschiffen zu müssen), picken sie sich auch sprachlich die Rosinen aus dem Kuchen. Oder wann hat zuletzt jemand etwas von VerbrecherInnen, BetrügerInnen, MörderInnen gelesen? Manche... pardon: Frauche Menschen richten sichs halt gern, wies ihnen passt.

Es wird Zeit, zu handeln. Ich empfehle also meinen leidgeplagten Geschlechtsgenossen folgende Sanktionen: In Zukunft werden wir bitteschön kein Ohrlid oder Augenwaschel mehr rühren, wenn wir uns mit einem "Sie werden gebeten..." konfrontiert sehen. Das heißt ab sofort: "Sie und Er werden gebeten"! Die unwürdigen Weiber werden sich nicht länger die Höflichkeitsform monopolistisch unter den Nagel reißen, dafür werden wir schon sorgen!

Aber vielleicht seh ich das auch nur zu eng, und der nächste Schritt ist tatsächlich, dass wir bei einem überzählig angebotenen Cola antworten: "Danke, ich bin sitt!"

(Für die Fans eines sprachwissenschaftlich fundierteren Artikels meines Polemikchens: Sprachzerstörung aus Konzilianz – die Umkehr ist fällig)

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