Mittwoch, 22. Oktober 2008

Zu emotional?

Eigentlich hab ich mir bislang aus guten Gründen immer verkniffen, hier über Politik zu schreiben. Bei Großmächtethemen (USA, Russland, China) hätte ich schon oft das Bedürfnis gespürt, beim Tod des Kärntner Landeshauptmanns war ich nahe dran, aber jetzt kann ich mich dank folgendem Bericht von presse.at (und ähnlichen, gleichlautenden der letzten Tage) nicht mehr zurückhalten:

"Während bei allen anderen Parteien Klarheit über die Wahl des Klubchefs herrscht, sind bei den Orangen Spekulationen im Umlauf, wonach Stefan Petzner doch nicht gewählt werden könnte. Wegen seiner sehr emotionalen Auftritte nach dem Tod Jörg Haiders könnte den Gerüchten zufolge stattdessen Haiders Schwester Ursula Haubner oder Herbert Scheibner gekürt werden."

Wunderbar. In einer Zeit, die immer mehr von Gefühlskälte geprägt ist, tragen wir einem Menschen nach, dass er in einer Situation emotionalen Schocks Trauer, Gefühle und Tränen gezeigt hat. In einer Zeit, in der sich die Bürger immer mehr von der Politik gerade aufgrund der Abgehobenheit ihrer Vertreter abwenden, stellen wir einem Politiker ein Haxl, weil er zu menschlich reagiert hat. Auch wenn ich kein Freund dieser Partei und ihrer Mitarbeiter bin, hats mich trotzdem geschockt, dass jemand, mit dem ich praktisch medial aufgewachsen bin, jahrelang präsent und plötzlich über Nacht (endgültig) nimmer da war. Umso mehr muss man einer nahestehenden Person zugestehen, auch den Schmerz zeigen zu dürfen - obs jetzt ein Bundespräsident, Parteichef, Militärkommandant oder Erzbischof ist. Das macht uns als Menschen aus, und nicht Emotionslosigkeit und Selbstkontrolle bis zur Selbstaufgabe.

Keine Kommentare:

Counter