Samstag, 7. Februar 2009

Es lebe der SpORFt

Wenn man nicht Länge mal Breite Gebühren für ihn blechen müsste, wär doch der ORF mit seinem Kommentatorenteam in seiner besonders in Zeiten von Sporthighlights gezeigten Mischung aus Naivität und Patriotismus fast schon als süß zu empfinden. Da haben wir heute einen Überraschungsweltmeister in der (alpinen) Abfahrt bekommen - John Kucera, Kanadier. Spezialist Ernst Hausleitner, der sichtlich bemüht scheint, sich als würdigen Nachfolger des gestern zwangspensionierten Heinz Prüller in der Formel 1 zu positionieren, hat da die Sensation schlechthin recherchiert und in einem Zwischenzwiegespräch mit der Kamera zum Besten gegeben: Göstling dürfte ein guter Boden für Schifahrer sein, denn gestern sei ja Kathrin Zettel aus ebendiesem Göstling Kombinations-Weltmeisterin geworden, und heute John Kucera, dessen Eltern von Tschechien kommend 1980 ein Jahr in Göstling gelebt hätten, bevor sie endgültig nach Kanada ausgezogen wären. So weit, so nett - schließlich versucht man ja auch US-Präsidentschaftskandidaten alle Olympiaden mal burgenländische Großmütter dritten Grades in den erweiterten Stammbaum zu hängen. Nur: Drei Sätze später spricht Spezialist Hausleitner vom "24jährigen Kanadier". Selbst nach einem kurzen Stutzer muss einem siedendheiß ins Hirn schießen: Des geht si net ganz aus. Meinetwegen war der gute Hansi zu diesem Zeitpunkt das Vorspiel eines Blitzens in den Augen seiner Erzeuger - ob er deswegen zum Ehrengöstlinger erhoben wird, wage ich dennoch ernsthaft zu bezweifeln. Spezialist Hausleitner sieht aber auch eine Viertelstunde später, als er den guten Kucera interviewt, noch keinen Widerspruch und spricht in seiner fröhlichen Unbeschwertheit diesen auf seine verbindenden, österreichischen Wurzeln an. Kucera antwortet natürlich staubtrocken wahrheitsgemäß, dass er nie in Österreich gelebt habe und gebürtiger Kanadier sei. Jetzt würds mich schon brennendst interessieren, wann dem guten Ernst zu Sinnen gekommen ist: Hoppla, da hab i ja an mordstrumm Stiefel zsammgredt. Mag sein, dass die wetterlichen Bedingungen für die Schifahrer heute zeitweilig grenzweise bis irregulär gewesen sein könnten - ORF-Kommentatoren können sich jedoch nicht unbedingt aufs Einfrieren ihrer Synapsen ausreden. Eine spannende Formel-1-Saison darf erwartet werden - wobei ich befürchte, dass Hausleitners Hirn auch in Hitzewellen nicht wesentlich besser arbeiten dürfte.

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