Freitag, 8. Juni 2007

Kulinarrisches (1)

Was Schokolade anbelangt, bin ich sozusagen Rassist. Ich mag nämlich keine weiße. Ein Relikt aus meiner Kindheit - ja, aus meinem Jahrhundert, genau. Anno dazumal war ich mit einem Nikolaus aus weißer Schokolade konfrontiert. Wir kombinieren: Das muss wirklich lang her sein. Heutzutage kann man froh sein, wenn man in der erweiterten Weihnachtssaison (also laut Billa, Spar, Merkur etc.: ab Ende August) noch auf irgendwas Anderes als den unrasierten Typen mit Schnapsnase und Pudelhauberl stößt. Den echten Nikolaus mit Bischofsmütze und Hirtenstab entdeckt man mit a bissl Glück vielleicht noch am Adventmarkt der Erzdiözese Wien, und selbst das ist dann wohl ein umgepackter, zurückdatierter Santa Graus. Willkommen im 51ten Bundesstaat der USA, genannt Yurop.

Aber ich schweife ab. Ich entdecke also mit Kinderaugen jenen weißen Nikolaus. Wie reagieren Kinderaugen? Sie lassen Kinderhände greifen und Kindermunde geifern. Den darauffolgenden Biss in des Bischofs Haupt kann man sich geschmacklich ungefähr vorstellen wie einen selbigen in eine Muskatnuss. I glaub, der war nimmer ganz frisch. Kanns aber auch nicht belegen, da es in meiner Erinnerung nur ein halblegaler Zugriff war - sprich: Meiner Mutter wars wohl nicht ganz recht, dass ich den schön verpackten Nikolaus schon so zeitig vor Heiligabend oral skalpiere. Aber das war mir dann eh ziemlich wurscht. Seit diesem Geschmackserlebnis war für mich weiße Schokolade tabu. (Aber komischerweise keine Nikoläuse selber.)

Und ist auch seit damals so geblieben - ganz im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln, die ich als Kind freiwillig nicht angerührt hätte. Ich hatte zB Ewigkeiten eine starke Abneigung gegen Rotkraut. Das kann ich jetzt leider nicht mit einer Anekdote garnieren, aber der damalige Schweregrad ist trotzdem erwähnenswert: Nicht nur, dass mir vor dem Zeug ganz einfach gegraust hat - es durfte auch nix von dem, was ich noch zum Verzehr vorgesehen hätte, damit in Berührung kommen. Das ging dann so weit, dass ich bei simpler Witterung des Krautgeruchs akute Kopfschmerzen verspürte. - Tja... unlängst mal so ein Hauferl Rotkraut zu einer Grillplatte beigelegt bekommen. Na kostest mal das Klumpert, wennst es eh zahlen musst... He, das schmeckt ja garnet amal so schlecht...

Wahrscheinlich ändern sich die Geschmacksnerven wirklich im Lauf des Lebens. Hoffentlich mut ich dann meinen Kindern mal nicht einen ekelerregenden marinierten Zeller zu, mit den Worten: "Das! Musst! Du! Kosten! Das schmeckt so wunderbar, das geliert so schön!" Zumindest sollt mich dann ein weltrekordverdächtiger Sprint des Filius Richtung Häusl nicht sonderlich verwundern.

3 Kommentare:

schlecksi hat gesagt…

Wir kombinieren: Das muss wirklich lang her sein.
hihi muß wirklich lang her sein, wusste nicht das sowas existierte! aber i bin ja ah nu gute 10 jahre jünger als du ;P

scoove hat gesagt…

Filius? Auch wenn mir die Vorstellung kalten Angstschweiß auf den gramgebeugten Rücken treibt: Wer sagt denn, dass es keine Filia wird? ;)
Und wer sagt dir, dass das ursprünglich kein "schwarzer" (farbiger?) Nikolo war - dessen Frischegrad seinem Bart allerdings langsam zur Ehre gereicht hat?

MJerry hat gesagt…

1) generisches Maskulinum. ich lass mich sicher net auf Konstrukte ala FiliInnen ein.

2) Süßes hat bei mir nie lang überlebt ;)

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